Potsdam

Wer in Berlin Urlaub macht, sollte einen Tag für die Nachbarstadt Potsdam reservieren. Während unsere Hauptstadt eher etwas liebevoll Bodenständiges hat, ist Potsdam mit dem Schloss und dem Holländischen Viertel die elegante Schwester.

Die Landeshauptstadt von Brandenburg hat einen eher kleinstädtischen Charme und ist rund 250 Jahre älter als Berlin. Im siebzehnten Jahrhundert war Potsdam Residenzstadt der Kurfürsten, seit 1701 war sie dann Sitz der preußischen Könige.

Ruhig und beschaulich präsentiert sich Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam im Vergleich zur pulsierenden Metropole Berlin. Bekannt ist Potsdam weltweit für sein einzigartiges kulturelles Erbe, vor allem aber für die Schlösser und Parkanlagen der Markgrafen und späteren Könige von Preußen. Filmfreunden ist Potsdam dank des Filmstudios Babelsberg ein Begriff, das als eines der wichtigsten Zentren für Film- und Fernsehproduktionen in ganz Deutschland gilt. Ein Ausflug nach Potsdam gehört für Berlin-Besucher deshalb zum absoluten Pflichtprogramm.

Ein Jahrtausend Potsdam

Gegründet wurde Potsdam in einer der unruhigsten Phasen der europäischen Geschichte. Denn die ersten Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung durch Kaiser Otto III. waren geprägt von der Ostexpansion des Heiligen Römischen Reiches und den Kämpfen mit den Slawen. Bei dieser Auseinandersetzung kam Potstdam wegen des Übergangs über die Havel eine besondere strategische Bedeutung zu. Endgültig im Herrschaftsbereich des Heiligen Römischen Reiches blieb Potsdam 1150 nach der Eroberung durch Albrecht den Bären, der sieben Jahre später die Markgrafschaft Brandenburg gründete. Dennoch blieb Potsdam auch nach der Verleihung der Marktrechte ein relativ unbedeutender Markt, der mehrfach den Besitzer wechselte.

Der Aufstieg zur prächtigen Residenzstadt begann unter Kurfürst Friedrich Wilhelm, der beim kurmärkischen Landtag anno 1653 die Rechte des Landadels massiv beschnitt und in Brandenburg die Zeit der absolutistischen Herrschaft einläutete. Er entschloss sich dazu, Potsdam zur zweiten Residenz auszubauen, womit ein massiver Entwicklungsschub für die Stadt erfolgte.

Der Dreißigjährige Krieg hinterließ verheerende Spuren in Potsdam: 119 Häuser waren verwüstet und in der einst blühenden Stadt lebten nur noch 700 Menschen. Erst nachdem Friedrich Wilhelm 1685 das Potsdamer Toleranzedikt erlassen hatte, konnte das entvölkerte Land neu besiedelt werden. Vor allem die Hugenotten, die wegen ihres protestantischen Glaubens aus Frankreich fliehen mussten, suchten den Schutz der brandenburgischen Fürsten. Rund 20.000 Hugenotten siedelten sich in Brandenburg an und trugen mit ihrem Geschick und ihrem Fachwissen massiv zum späteren wirtschaftlichen Aufschwung bei.

Auch im kulturellen Leben und in der Architektur Potsdams waren die französischen Einflüsse bald unübersehbar. Beispielsweise wurde 1719 ein Französisches Quartier erbaut, welches jedoch im Zweiten Weltkrieg bis auf die Französische Kirche zerstört wurde. Diese gilt heute als älteste Kirche im Stadtgebiet von Potsdam.

Massiv ausgebaut wurde die Stadt unter König Friedrich Wilhelm und vor allem unter Friedrich dem Großen. Während der Soldatenkönig Potsdam vor allem ausbaute, um Platz für seine Soldaten zu schaffen, prägte Friedrich der Große die Architektur vor allem in künstlerischer Hinsicht. Ganze Straßenzüge wurden mit barocken Fassaden umgestaltet. Auch das Schloss Sanssouci sowie der Schlosspark entstanden unter seiner Regentschaft. Weil Friedrich der Große auch die Wissenschaft schätzte, wurde Potsdam neben Berlin zum wichtigsten kulturellen und wissenschaftlichen Zentrum in Preußen.

Das 19. Jahrhundert war geprägt von den Wirren der Napoleonischen Herrschaft und Revolutionen. Während der Restauration startete das Herrscherhaus zwar noch einige ambitionierte Bauprojekte wie die Kirchen St. Peter und Paul oder die Nikolaikirche. Doch der Niedergang des Adels ließ sich nicht mehr aufhalten. Den Status als Residenzstadt verlor Potsdam schließlich, als Kaiser Wilhelm II. 1918 ins holländische Exil floh.

Nach der deutsch-deutschen Vereinigung wurde Potsdam zur Hauptstadt des wiedergegründeten Landes Brandenburg. Seitdem laufen Bemühungen, das nach wie vor teilweise zerstörte architektonische Erbe der Stadt wiederherzustellen. Schon 1990 erhielten große Teile der Potsdamer Kulturlandschaft den Status UNESCO-Weltkulturerbe.

Sehenswürdigkeiten in Potsdam

Als wichtigste Sehenswürdigkeit Potsdams gilt das Ensemble des Weltkulturerbes. Dazu gehören die Parks samt Schlössern. Sanssouci, Babelsberg, Glienike, der Neue Garten sowie die Pfaueninsel. Das Weltkulturerbe wurde 1992 außerdem um Park und Schloss Sacrow und die Heilandskirche erweitert. 14 zusätzliche Bereiche wie Schloss und Park Lindstedt kamen 1999 hinzu.

Insgesamt umfasst die Kulturlandschaft Potsdams nahezu 20 Palais und Schlösser, darunter das von Friedrich dem Großen errichtete Wahrzeichen der Stadt, nämlich Schloss Sanssouci. Als besonders sehenswert gilt außerdem das Neue Palais, das ab 1763 innerhalb von sechs Jahren erbaut wurde. Friedrich der Große hatte die Anlage mit mehr als 200 Räumen, vier Festsälen und einem Theater als reinen Repräsentationsbau geplant.

Die Architektur Potsdams ist geprägt von zahlreichen Einflüssen aus ganz Europa. Auch zahlreiche exotische Gebäude wie das Chinesische Haus oder die Schweizerhäuser im einstmals selbstständigen Dorf Klein Glienicke erwarten die Besucher in Potsdam heute.

Schloss Sanssouci

Das Schloss Sanssouci wird auch als "preußisches Versailles" bezeichnet und hat den Welterbestatus der UNESCO. Für Potsdam ist es ein Wahrzeichen. Die pompöse Parkanlage stimmt einen auf die herrschaftlichen Gebäude ein. Wenn man von oben, von der Orangerie aus hinunter zum Schloss geht, fühlt man sich beinahe wie flanierende Edelleute auf dem Weg zu einer Tasse Tee mit dem preußischen König.

Friedrich der Große ließ das Schloss im Stil des Rokoko errichten. Sein Name bedeutet übersetzt "Ohne Sorge". Unbeschwert und sorgenfrei - so sollten die Sommermonate sein, wo sich der König ganz der Literatur, Musik und Philosophie hingeben wollte.

Später kamen zum Schloss noch weitere Gebäude hinzu, wie das Neue Palais an der Westseite, die Orangerie und das Badehaus oder das Belevedere, Potsdams ältestem Aussichtsturm. Alles liegt relativ dicht beieinander, sodass man alle Sehenswürdigkeiten an einem Tag ablaufen kann.

Das Schloss selbst ist grandios. Man sollte unbedingt eine der Führungen mitmachen. Allein der Marmorsaal ist eindrucksvoll. Hier her lud Friedrich der Große Wissenschaftler, Diplomaten und Künstler sowie die großen Denker seiner Zeit, wie zum Beispiel Voltaire. Man kann sich gut vorstellen, wie beeindruckt die Herren ob des opulenten Designs gewesen sein müssen. Und wenn man durch die Privaträume geht, erkennt man ohne Zweifel die Ähnlichkeiten zum Schloss des französischen Sonnenkönigs.

Holländische Viertel

Einen Besuch wert sind außerdem das Holländische Viertel sowie die Russische Kolonie, welche für die Einwanderer aus diesen Ländern errichtet wurden. Eins muss man den Potsdamern lassen, sie haben das Holländische Viertel mit viel Liebe zum Detail restauriert. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die zweistöckigen Ziegelhäuser für Einwanderer aus Holland gebaut. 134 Holländerhäuser wurden vom Architekten Jan Bouman ab 1732 im Auftrag des Soldatenkönigs gebaut. Ursprünglich sollten dort holländische Gastarbeiter einziehen. Da diese jedoch nicht in so großer Zahl kamen, wie erwartet, wurden die Häuser an Grenadiere vermietet.

Dem heutigen Besucher kann man das Jan Bouman Haus empfehlen. Es ist ein typisches Giebelhaus von 1735. Das Schmuckstück baulicher Kunst ist für die Öffentlichkeit zugänglich und weist den größten Bestand originaler Bausubstanz auf.

Das Holländische Viertel ist es ein reizendes Karee mit lauschigen Cafés, urigen Kneipen und feinen Restaurants. Ein Bummel durch die Geschäfte mit Kunstgewerbe und Antiquitäten lohnt sich allemal.

Von dort aus geht es dann weiter zur Peter und Paul Kirche, die im 19. Jahrhundert von August Stüler entworfen wurde. Gar nicht weit weg ist die Brandenburger Straße mit dem Brandenburger Tor als Abschluss. Es wurde 1770 im Stil römischer Triumphbögen errichtet. Heute markiert es den Beginn der Fußgängerzone von Potsdam.

Seit 2006 hat sich die Schiffbauergasse zum kulturellen Zentrum Potsdams entwickelt, nachdem das Hans-Otto-Theater erstmals seine Pforten geöffnet hatte. Ein Zeugnis der langen Theatertradition bietet das historische Theater des Neuen Palais, das im 18. Jahrhundert eingerichtet wurde. Das Erlebnisquartier Schiffbauergasse ist das Herz der Potsdamer Kulturszene, die keineswegs unter der Nähe zu Berlin leidet, wie man annehmen dürfte. Der Potsdamer bleibt vor Ort und genießt die Vielfalt künstlerischen Schaffens. Zahlreiche Galerien schmücken die Stadt. Die Ausstellungen in den Museen sind facettenreich und spannend. Dann wären da ja auch noch das Studio Babelsberg und als Ergänzung dazu das Filmmuseum in Potsdam.

Die Museen in Potsdam

Potsdams Museen decken eine Vielzahl an Themen ab, wobei die Geschichte des Landes und Deutschlands eine zentrale Rolle spielt. Während in den Schlössern vor allem die Gemälde- und Skulpturensammlungen der preußischen Herrscher gezeigt werden, widmen sich andere Häuser der jüngeren deutschen Geschichte. Die herausragende Bedeutung Potsdams für den europäischen Film wird im Filmmuseum Potsdam anschaulich präsentiert. Zu den wichtigsten Museen Potsdams gehört außerdem das Naturkundemuseum, in dem weit mehr als 200.000 Exponate zur heimischen Tierwelt gesammelt sind.

Potsdam genießen

Genießer kommen in Potsdam voll und ganz auf ihre Küche. Als besondere kulinarische Perlen gelten die Restaurants, welche regionale und saisonale Spezialitäten aus Potsdam auf den Tisch bringen. Aber auch die Freunde mediterraner Küche werden bestens bedient und können ihre Mahlzeiten im "El Puerto" sogar unter tropischen Palmen genießen. Das besondere Etwas verspricht das Restaurant "Prinz Eisenherz" im Filmpark Babelsberg, wo die Gäste in mittelalterlicher Atmosphäre speisen können und so manches Spektakel zur Unterhaltung veranstaltet wird.

Potsdam für Kids

Für die kleinen Besucher gestaltet sich der Aufenthalt in Potsdam alles andere als langweilig. Speziell für die jungen Besucher hat die Stadt im Internet das kijuportal eingerichtet, wo es viele Informationen und eine Übersicht über aktuelle Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche in Potsdam gibt. Im Neuen Palais und in Schloss Sanssouci werden spezielle Führungen für Kids angeboten, wo sie Wissenswertes über Friedrich den Großen, aber auch über verschiedene Sagenfiguren erfahren. Nach Herzenslust toben können die kleinen Gäste im Volkspark, wo sie unter anderem ein Beach-Volleyballfeld, eine Kletterwand und eine Trampolinanlage erwarten. Seit 1959 lieben die Kinder den Sandmann, der sie mit kurzen Geschichten ins Land der Träume schickt. Wie die einzelnen Folgen entstehen - und vieles mehr - erfahren sie im Filmpark Babelsberg bei einem Blick hinter die Kulissen der Filmindustrie.

Es ist fast ein wenig traurig, dass die Besucher meist nur für einen Tag da sind. Potsdam allein ist auf jeden Fall eine Reise wert. Bester Beweis für die Qualität der Veranstaltungen in der Brandenburgischen Stadt ist, dass sogar die Hauptstädter ihr geliebtes Berlin verlassen, um zum Beispiel die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci zu genießen. Potsdam ist in der Tat alles Andere als die hässliche Stiefschwester. Es ist ein kleines Juwel, das es zu entdecken gilt.

Erreichbarkeit von Potsdam:

Ca. 40 Minuten von Berlin mit der S5, S7 bis Potsdam Hbf
Öffentlicher Nahverkehr: RB22 und RB20
(Achtung: Lösen Sie eine Karte für den Tarifbereich ABC! Eine Tageskarte lohnt sich!) Bus 695 bis Schloss Sanssouci

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