Dorfkirche Marienfelde – älter als Berlin

Es gibt in Berlin nur noch wenige Bauten, die Zeugen der Entstehung der Hauptstadt sind. Die Dorfkirche Marienfelde gehört dazu.

Als Kölln (das Kölln auf der Spreeinsel, nicht Köln in NRW) erstmals im Jahr 1237 urkundlich Erwähnung fand und dann im Jahr 1244 auch die Bezeichnung Berlin auftauchte, da stand in dem kleinen Dörfchen Marienfelde, etwa 35 km Luftlinie vom heutigen Berlin-Mitte entfernt, bereits eine kleine Dorfkirche. Eine Kirche, die zu einer Bauernsiedlung gehörte, die damals unter dem Schutz des Templerordens stand, der als Gründer von Tempelhof gilt und auch Marienfelde sowie Rixdorf erschuf. In der geschichtlichen Forschung besteht heute weitgehend Konsens, dass die Tempelritter als Schutzmacht die Gründung Berlins erst möglich machten.

Aus der Zeit des mächtigen Templerordens blieb nur die Dorfkirche Marienfelde erhalten. Natürlich hat auch sie in den zurückliegenden 770 Jahren vieles an Umbauten erfahren, aber noch immer gibt es Mauerwerk und sogar Dachgebälk, das aus dem 13. Jahrhundert stammt und zur originalen Bausubstanz gehört. Im Gegensatz etwa zum Berliner Zentrum war Marienfelde kein lohnenswertes Ziel für die Bomberstaffeln der Alliierten im Zweiten Weltkrieg und so blieb auch die Dorfkirche verschont, so wie sie über all die Jahrhunderte von der Vielzahl der Kriegsgeschehnisse in und um Berlin unbehelligt blieb.

Eine Kirche aus Feldsteinen

Das beste Zeugnis für das Alter der Kirche ist das Gemäuer selbst. Es handelt sich um ein Feldsteinmauerwerk und solche Bauten in dieser Größe konnten nur dort entstehen, wo dieses besondere Baumaterial vorhanden war. Als Feldsteine werden alle lose herumliegenden Steine bezeichnet, angefangen vom vielleicht faustgroßen Brocken bis zum zentnerschweren kleinen Fels. Solange er nicht Bestandteil eines größeren Gesteins war und transportiert werden konnte, war und ist es ein Feldstein. Die Region Brandenburg zeichnete sich auch dadurch aus, das es reichlich Feldsteine aller Größen gab. Das lag an der letzten Eiszeit, in der die Gletscherzungen von Norden her weit über Berlin hinaus in den Süden vordrangen und dabei viel Geröll vor sich herschoben. Nachdem die Gletscher wieder abgeschmolzen waren, blieben die Feldsteine übrig, sehr zum Ärger der örtlichen Bauern, die die Brocken von den Äckern lesen mussten und sie letztlich zum Bauen verwendeten, speziell für große Gebäude wie die Dorfkirche, um eine bessere Statik zu erreichen.

So ein Feldtsteinbau wie die Dorfkirche Marienfelde bietet richtiggehend Anschauungsunterricht in Bezug auf unterschiedliche Gesteinsarten, die teilweise hunderte Kilometer mit den Gletschern gewandert sind, bevor sie dann zu Mauerwerk wurden.

Fast 800 Jahre Dorfkirche

Obwohl Marienfelde längst ein Teil des Molochs Berlin geworden ist, hat sich der dörfliche Charakter erhalten. In der heute evangelischen Dorfkirche Marienfelde werden nach wie vor regelmäßige Sonntagsgottesdienste abgehalten und natürlich auch die hohen Feiertage zelebriert. So auch an Heiligabend, wo der erste Familiengottesdienst mit Krippenspiel um 14:30 Uhr beginnt und mit der Christvesper um 23:59 Uhr endet. Von 21:30 bis 22:45 Uhr wird das Weihnachtsoratorium von Carl Heinrich Graun unter der Leitung von David Menge aufgeführt.

Für das Weihnachtoratorium unter Mitwirkung des neuen Barockorchesters Berlin in der Dorfkirche Marienfelde ist ein Eintrittsgeld in Höhe von 17 Euro / im Vorverkauf 15 Euro zu entrichten. Berlinpass Inhaber zahlen 12 beziehungsweise 10 Euro im Vorverkauf.

Sicher ist ein Kirchenkonzert nicht die schlechteste Art, den Heiligabend feierlich zu begehen und erst recht in einem so geschichtsträchtigen Gebäude wie der Dorfkirche Marienfelde.

Dezember 2019

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