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Berlin – welcher Kiez darf es denn sein?

Berlin ist ein Dorf, dieser Spruch kommt nicht von ungefähr, denn jeder hat hier seinen Kiez.

Oberflächlich betrachtet ist Berlin eine Großstadt mit 3,64 Millionen Einwohnern, die sich auf einer Fläche von 891 Quadratkilometern drängen, was 4088 Personen pro Quadratkilometer entspricht. Enger geht es in keinem anderen Bundesland oder Stadt-Staat Deutschlands zu. Im Detail jedoch besteht Berlin aus 12 Bezirken, das sind dann die bekannten Namen wie Kreuzberg, Mitte oder Pankow. Das unterteilt sich aber noch einmal in 96 Stadtteile, die zumindest namentlich wesentlich weniger bekannt sind. Doch das wirkliche Leben findet in den 434 Kiezen statt. So gesehen ist Berlin ein Konglomerat aus 434 Dörfern, die alle ihre Eigenheiten besitzen. Die Faszination besteht natürlich darin, dass hier Dorf und große Welt unmittelbar aufeinander treffen, wobei es etliche Berliner gibt, die sich nur sehr ungern aus ihrem Kiez heraus bewegen. So verlockend können die Angebote gar nicht sein, um die vertraute Welt des eigenen Kiez zu verlassen, selbst wenn es nur ein paar Haltestellen mit der U-Bahn sind.

Fünf interessante Kieze in Berlin

Alle 434 Kieze Berlins mit ihren Eigenheiten aufzuführen, würde den Rahmen sprengen und selbst ein längerer Aufenthalt in der Hauptstadt ließe es nicht zu, alle zu erkunden. Doch zumindest 5 dieser Kieze sind es wert, einmal näher betrachtet zu werden, weil sie architektonische Besonderheiten aufweisen:

1.Gropiusstadt Neukölln

Hier wuchs Christiane F. auf und so deprimierend deren Leben war und scheinbar noch immer ist, so deprimierend wirken auch die gigantischen Wohn-Maschinen reihum. Das größte Wohnhaus Berlins ist hier zu finden und vor allem ältere Menschen. Kein Kiez mit pulsierendem Leben, sondern eher Anschauungsunterricht für misslungene Stadtplanung, trotzdem für perspektivisch ausgerichtete Hobbyfotografen interessant.

2. Das böhmische Viertel in Neukölln

Obwohl auch in Neukölln gelegen könnte der Gegensatz vom böhmischen Viertel zur Gropiusstadt kaum krasser sein. Kleine uralte Häuschen aus weiß-rotem Ziegelstein mit Holztüren und Klappläden, vor denen gepflasterte Wege vorbeiführen. Das böhmische Viertel ist zumindest architektonisch gesehen wirklich ein Dorf in der Stadt und bietet dementsprechend detaillierte Einblicke.

3. Plänterwald Treptow-Köpenick

Näher an der Natur als im Plänterwald ist der Berliner wie auch der Besucher der Stadt woanders kaum. Die Siedlung grenzt direkt an den Treptower Park an, der wiederum direkt an der Spree liegt. Die Menschen, die hier leben, haben kaum einen Grund, ihren Kiez zu verlassen und dann tun sie es auch nicht.

4. Bergmannkiez Kreuzberg

Das Zentrum des Bergmannkiez ist die Bergmannstraße, die durch Häuser geprägt ist, die noch vor 1900 gebaut wurden und das Bombardement im WK II überlebten. Ein Kiez mit zahlreichen kleinen Ausflugslokalen und sorgfältig renovierten Fassaden. Ein Kiez, der zeigt, das Stadtleben durchaus entspannt sein kann.

5. Tiefwerder Spandau

In der Berliner Fremdenverkehrswerbung wird Tiefwerder auch als Klein-Venedig bezeichnet, allerdings gibt es in Deutschland dutzende Stadtviertel mit diesem Beinamen. Immerhin kann Tiefwerder zahlreiche kleine Kanäle aufweisen, die von Bäumen und Wiesen gesäumt sind. Idyllischer geht es kaum. Die Wasserwege lassen sich mit Paddelbooten und Kanus befahren. Kleine Häuschen mit schönen Gärten vermitteln den Eindruck, weit weg von jeder Großstadt auf dem Lande zu leben.

Der eingeborene Berliner liebt seinen Kiez und wenn jemand aus einer anderen Stadt nach Berlin zieht, wird er oder sie irgendwann feststellen, das nicht die Weltstadt Berlin das neue Zuhause ist, sondern der Kiez, indem die Wohnung liegt.

Januar 2020

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