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Hier, im Gebäude des heutigen Deutsch-Russischen Museum in Karlshorst, kapitulierte 1945 Nazideutschland und der Krieg in Europa war vorbei.
Als am 7. Mai 1945 der Generaloberst Jodl in Reims, etwa 170 km vor Paris, die Urkunde zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnete, war dies den Alliierten Streitkräften nicht genug. Sie wollten zusätzlich die Unterschriften der Befehlshaber der Teilstreitkräfte von Heer, Luftwaffe und Marine. Darum wurde die Urkunde nach Berlin-Karlshorst gebracht, wo am 8. beziehungsweise am 9. Mai 1945 die Generäle Keitel, von Friedeburg und Stumpff ebenfalls unterzeichneten. Der Ort dieses Aktes war das Offizierskasino der Festungspionierschule der Wehrmacht in der Zwieseler Straße 4.
Die Wehrmacht eröffnete 10 Jahre zuvor, im Jahr 1936, in den damals neu errichteten Bauten eine Festungspionierschule. Dies war eine Abteilung der Wehrmacht, die den Auftrag besaß, Festungsanlagen zu bauen, so wie der Atlantikwall in der Normandie. Dazu gehörten Bunker, Tunnel, Erdwälle und Stacheldrahtverhaue. In diesen überwiegend handwerklichen Tätigkeiten wurden die jungen Pioniere in Karlshorst ausgebildet. Im März des letzten Kriegsjahres 1945, als Berlin bereits von russischen Truppen eingekesselt und die Vororte und Außenbezirke in der Hand der Roten Armee waren, bezog die Leitung der 5. sowjetischen Stoßarmee das Gebäude, um es als Hauptquartier zu verwenden. Die Rote Armee nutzte die Anlage noch bis 1949, um dann dem sowjetischen Geheimdienst, dem KGB, Platz zu machen, der dort seine weltweit größte Außenstelle einrichtete und bis 1994, dem Jahr des vollständigen Abzugs der russischen Truppen, blieb.
Eine Ausnahme bildete das Gebäude mit dem ehemaligen Offizierskasino. Das wurde bereits im Jahr 1967, zum 50. Jahrestag der Oktoberrevolution, in das Museum der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland umgewandelt.
In den Jahren 1991 bis 1994 wurde das Konzept des Museums überarbeitet und auch die bisher rein russische Trägerschaft in eine deutsch-russische Gemeinschaft umgewandelt. Noch heute besteht der Trägerverein des Museums aus Deutschen wie russischen Mitgliedern verschiedener Institutionen, etwa dem russischen Außenministerium oder dem Deutschen Historischen Museum. Seit 2013 befindet sich im Deutsch-Russischen Museum in Karlshorst die Dauerausstellung „Deutschland und die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg".
Das Museum bietet seinen Besuchern ein vielfältiges Angebot, das weit über die Ausstellung verschiedener Stücke aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges hinausgeht. Führungen, Bildungsangebote, Studienreisen nach Russland und sogar ein Kino kann angemietet werden, in dem noch 16er und 36er Rollfilme abgespielt werden können, natürlich aber auch digitale Formate. Bildungsangebote und Workshops für Jugendliche und Kinder sind ebenso Teil des Programms.
Der Kern des Deutsch-Russischen Museums in Karlshorst ist jedoch der Saal des Offizierskasinos, der sorgfältig restauriert wurde, aber sonst im originalen Zustand verblieb, wie er am Tag der Kapitulationsunterzeichnung bestand. Lediglich ein großer Flachbildschirm über dem Eingang spielt die Szene, die damals filmisch festgehalten wurde, in einer Dauerschleife beständig ab. Vielleicht als Mahnung, vielleicht aber einfach nur zur Erinnerung, damit heutige und zukünftige Generationen erfahren, dass jeder Krieg nur Verlierer hinterlässt.
Januar 2020
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