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Eine Bibliothek nicht nur für Bücher, sondern für alles was Kunst, Kunstgewerbe und Kunsthandwerk betrifft, das ist die Kunstbibliothek in Berlin.
Im Berlin des Jahres 1868 gab es zwei besondere Ereignisse, von denen immerhin eines für würdig befunden wurde, mit der Anwesenheit des damaligen Königs Wilhelm I. geehrt zu werden. In Dahlwitz-Hoppegarten wurde die Galopprennbahn Hoppegarten eröffnet und im Diorama von Walter Gropius in der Georgenstrasse nahm das Kunstgewerbemuseum und damit auch die Kunstbibliothek ihre Arbeit auf. Der König war nachweislich in Hoppegarten, nicht jedoch in der Georgenstrasse.
Es ließe sich darüber streiten, welcher Termin wohl wichtiger gewesen wäre. Freunde des Pferderennsports werden natürlich Hoppegarten favorisieren, aber ob Pferderennen und die Wetten darauf mehr Bedeutung besitzen als die Bewahrung unersetzlicher Kulturschätze kann zumindest als Fragwürdig angenommen werden. Das Gropiusche Diorama, das es schön längst nicht mehr gibt, war zunächst nur eine vorübergehende Lösung. Vielleicht kam der König deshalb nicht. Erst im Jahr 1881 zogen Kunstgewerbemuseum und Bibliothek in ein neu errichtetes Gebäude in der Prinz-Albrecht-Straße, die heute in Niederkirchnerstrasse umbenannt ist. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude weitgehend zerstört und nach dem Wiederaufbau in den 1980er-Jahren in Martin-Gropius-Bau umbenannt. Der neue Standort für die Kunstbibliothek war dann in der Jebenstraße gefunden, doch auch das war nur eine Etappe. In der Jebenstrasse verblieb das Museum für Fotografie und die Kunstbibliothek fand dann endlich im Jahr 1992 im Kulturforum am Potsdamer Platz ihre Heimat. Heute ist die Kunstbibliothek in drei Standorte unterteilt, wobei die Einrichtung im Kulturforum das Zentrum darstellt. Dazu gehört das Museum für Fotografie in der Jebenstrasse sowie das archäologische Zentrum in der Geschwister-Scholl-Strasse.
In der Kunstbibliothek, die selbst zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehört, vereinen sich die Kunstwissenschaftliche Bibliothek, das Archäologische Zentrum, die Lipperheidische Kostümbibliothek sowie verschiedene Fachbibliotheken. Die Bestände an Büchern, Dokumenten, Grafiken und Fotografien erreichen die Millionengrenze.
Natürlich erlaubt die Berliner Kunstbibliothek die Online-Suche nach bestimmten Werken, aber ist es nicht viel faszinierender, selbst die Bücherreihen abzugehen und zu stöbern? Da nun aber das Kunstforum in Berlin selbst erst ungefähr 30 Jahre alt ist, wird der eine oder andere das Flair einer wirklich alten Bibliothek vermissen. Das können die eher nüchternen und modernen Räumlichkeiten der Kunstbibliothek nicht bieten. Auch das Archäologische Zentrum ist so neu, da atmet nichts den Hauch der Menschheitsgeschichte und selbst im Museum für Fotografie, das sich im ältesten Gebäude befindet, ist eine fast schon sterile Nüchternheit angesagt.
Was die Kunstbibliothek so faszinierend macht, ist die Möglichkeit, die persönliche oder auch berufliche Neugierde bis in das letzte Detail zu befriedigen. Das aber geht nur teilweise online. Vor Ort lassen sich Dinge über ein Objekt erfahren, die ein normales Museum niemals preisgeben kann. Üblicherweise beschränken sich Museen auf die Ausstellung von Dingen, ob nun Gemälde. Statuen oder archäologische Funde. Bestenfalls findet sich eine Kurzbeschreibung dazu.
In der Kunstbibliothek Berlin sind alle Objekte vollständig dokumentiert. Der Urheber oder Verfasser, die Historie und die Art der Fertigung, nichts fehlt, was es an Aufzeichnungen gibt. Dazu unterhält die Bibliothek eine eigene Abteilung für die Restaurierung sowie eine Abteilung für die Forschung, in der ein Kernteam von 11 Wissenschaftlern beständig auf der Suche nach weiteren Exponaten für die Sammlung ist. Für Freunde der Kunst und bibliophile Schätze ist die Kunstbibliothek in Berlin ein Muss.
Februar 2020
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