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Berlin besitzt 24 Häfen und der größte sowie interessanteste ist hierbei der Westhafen, in dem fast alles möglich war und ist.
Das Berlin keine typische Hafenstadt ist, dürfte jedem klar sein, der zum Beispiel mal Hamburg besuchte und so Vergleiche anstellen kann. Aber Berlin ist nicht nur ein bedeutender Knotenpunkt im Straßen-, Schienen- und Luftverkehr, sondern auch in der Binnenschifffahrt. Der Westhafen ist ein durchaus beeindruckendes Zeugnis dafür und immer Wert, einmal besichtigt zu werden.
Im Jahr 1923 wurde der Berliner Westhafen eingeweiht. Er besteht aus zwei parallel angelegten Hafenbecken und ist über zwei Kanäle mit der Spree und der Havel verbunden. Auf einer Fläche von rund 430.000 Quadratmetern funktioniert der Westhafen als Umschlagplatz zwischen Straße, Schiene und Fluss. Mit fast 4 Millionen Tonnen Umschlag pro Jahr gehört der Berliner Westhafen zu den 10 größten Binnenhäfen Deutschlands. Er wurde von Anfang an so konzipiert, dass sich die verschiedenen Verkehrsträger ideal miteinander kombinieren können. Dazu wurden neben den Hafenbecken verschiedene funktionale Gebäude errichtet, vor allem Lagerhallen und Getreidespeicher, aber es wurde auch schon produziert im Westhafen. Drei Jahre nach der Eröffnung mietete Henry Ford eine der Lagerhallen an und ließ dort seine legendäre Tin Lizzy von 300 Arbeitern aus importierten Einzelteilen zusammenbauen, um die putzigen Autos auf dem deutschen Markt anzubieten. Das war aufgrund der hohen Einfuhrsteuer auf fertige Fahrzeuge günstiger. Erst 5 Jahre später zog Ford dann nach Köln um.
Während der Berliner Westhafen nach dem Ersten Weltkrieg zeitweise der zweitgrößte deutsche Binnenhafen war, sank seine Bedeutung in der Binnenschifffahrt in den folgenden Jahrzehnten beständig, wobei natürlich die Gründung der DDR und die Abschottung des Regimes beträchtlich dazu beigetragen haben. Der Westhafen war übrigens der Lagerort für die sogenannte Senatsreserve, die nach der Berlin-Blockade angelegt wurde, um eine eventuelle zweite Blockade der Verkehrswege besser zu überstehen.
Nach dem Ende der DDR wandelte sich der Westhafen in ein modernes Logistikzentrum mit dem Schwerpunkt des Containerumschlags. Dadurch ergab es sich, dass die nun weitgehend nutzlos gewordenen Lagerhallen und Getreidespeicher einer neuen Verwendung zugeführt wurden. Ein Teil bleibt weiterhin der Lagerung von Gütern vorbehalten, aber inzwischen gibt es auch Büros, Werkstätten und Einzelhandelsgeschäfte im Berliner Westhafen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Binnenhäfen in Deutschland ist der Westhafen Berlin kein abgeschottetes Sperrgebiet. Es gibt Führungen und es kann auch auf eigene Faust erkundet werden. Trotzdem sollte immer daran gedacht werden, dass hier gearbeitet wird. Das Management des Hafens liegt in der Hand der BEHALA, der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH, und dies bereits seit 1923, seit der offiziellen Eröffnung. Die schönsten Ansichten des Westhafens Berlins zeigen sich vom Schiff aus, weshalb eine Rundfahrt durch den Hafen und die anschließenden Kanäle sehr zu empfehlen ist. Das Wahrzeichen des Westhafens ist das Verwaltungsgebäude mit seinem markanten Mittelturm, der sogar über eine Aussichtsgalerie verfügt, die jedoch nicht immer zugänglich ist.
Auf jeden Fall bietet der Westhafen Berlin ein richtiges Hafenfeeling, einzig die berühmt-berüchtigten Fischerkneipen fehlen, aber die werden auch in Hamburg immer weniger. Zudem war und ist der Westhafen kein Fischereihafen. Davon gibt es aber in Berlin an anderen Orten noch welche. Berlin hat eben alles.
Juli 2020
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