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Millionen Menschen kennen den großen Stern mit der Goldelse auf der Siegessäule in Berlin, die meisten jedoch nur vom vorbeifahren.
Eigentlich heißt sie Victoria und ist die göttliche Darstellung des Sieges (lat. Victoria) aus der römischen Mythologie. Die Schutzpatronin römischer Kaiser und Hüterin des (römischen) Reiches wacht auch über Berlin schon längere Zeit, jedoch nicht immer vom großen Stern aus.
Die Siegessäule, auf der Victoria Ausschau hält und die heute im Zentrum des großen Sterns steht, wurde im Jahr 1873 eingeweiht und dient als Erinnerung an die gewonnenen Kriege der Preußen unter Wilhelm I. Ihr ursprünglicher Standplatz war der Königsplatz. Unter der Naziherrschaft wurde die Säule und mit ihr auch Victoria im Jahr 1938 auf ihren heutigen Standort verlegt und um rund 9 m erhöht. Warum nun die Berliner der römischen Göttin des Sieges den Spitznamen „Goldelse“ verpassten, ist eigentlich ersichtlich. Die 8,32 m hohe Bronzefigur ist komplett vergoldet. Die Bezeichnung Else soll angeblich auf den im 19. Jahrhundert populären Roman „Goldelse“ von E. Marlitt zurückgehen. Die Berliner mit ihrem trockenen und meist sarkastischen Humor hätten vermutlich auch ohne den Roman einen entsprechenden Spitznamen für die Figur gefunden.
Gleich vier große Straßen münden in den riesigen Kreisverkehr im Bezirk Tiergarten und wer des Öfteren mit dem Auto in der Hauptstadt unterwegs ist, wird irgendwann unweigerlich selbst in den Sog der vier Spuren gezogen werden. Gerade Berliner Neulinge werden selbst mit Unterstützung durch das Navi eine oder auch mehrere Ehrenrunden im Kreisverkehr drehen, bis die passende (oder auch nicht) Ausfahrt gefunden ist. Immerhin passieren in normalen Zeiten an einem Tag rund 180.000 Fahrzeuge den großen Stern, der das Drehkreuz für die Straße des 17. Juni, den Spreeweg, die Altonaer Straße und die Hofjägerallee ist, alle vier jeweils sechsspurig ausgebaute Verkehrswege. Rein rechnerisch fährt die gesamte Einwohnerschaft Berlins innerhalb von 21 Tagen einmal an der Siegessäule vorbei.
Der gesamte Kreisverkehr des großen Sterns, inklusive der Siegessäule, ist in die riesige Parkanlage des großen Tiergartens eingebettet. Eigentlich treffen sich hier zwei Gegensätze. Auf der einen Seite die Berliner Hauptverkehrsrouten, auf denen die Fahrzeuge 24 Stunden am Tag zu ihren jeweiligen Zielen hinbrausen, auf der anderen Seite die umgebende grüne Lunge Berlins mit ihren Seen, dem englischen Garten, den beiden Zooanlagen sowie Fuß- und Radwegen. Diese Konstellation ist vielleicht der Grund, warum die Siegessäule nicht gerade von Menschenmassen überrannt wird. Tatsächlich hält sich der Besucherandrang zu einem der bekanntesten Denkmäler Deutschlands in Grenzen und dies nicht erst seit dem Ausbruch des Coronavirus.
Wer sich mit dem Auto im Kreisverkehr befindet, hat meist andere Ziele und auch die Parkmöglichkeiten direkt am Rand des großen Sterns sind eher bescheiden. Zur Siegessäule selbst führt der Weg über sehr lange Fußgängertunnel unterhalb der Straße und wer als eingefleischter Autofahrer es bis zur Säule schaffte, wird es sich gut überlegen, nun auch noch die 285 Stufen der Wendeltreppe im Inneren der Säule zu bewältigen, um den durchaus einzigartigen Rundblick auf der 50 m hoch gelegenen Plattform zu genießen. Nicht wenige begnügen sich mit dem Studium der vier am Sockel angebrachten Bronzereliefs oder der Betrachtung des Glasmosaiks in der Säulenhalle. Barrierefreiheit ist beim Besuch der Siegessäule in keiner Weise gegeben. Weder finden sich Aufzüge noch irgendwo Rolltreppen an den Zugängen zu den Unterführungen. Der oder die Besucherin der Siegessäule muss schon eine gewisse körperliche Fitness mitbringen. Dafür muss sich um Distanz beim Besichtigen wirklich keine Sorgen gemacht werden.
August 2020
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