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Steigende Infektionszahlen mit dem Coronavirus veranlasste die Bundesregierung, einen Teil-Lockdown auszurufen, der am 2. November in Kraft trat. Die Regierung des Berliner Stadtstaates hat die dabei vorgeschlagenen Maßnahmen größtenteils übernommen. Das kulturelle Leben ist somit in Berlin zumindest für den Monat November 2020 zum erliegen gekommen. Was bleibt, ist eine Stadt, die zum Spaziergang einlädt.
Eine Metropole mit gut tausendjähriger Geschichte und fast 4 Millionen Einwohnern ist auch dann nicht langweilig, wenn das kulturelle und wirtschaftliche Leben quasi auf Eis gelegt ist. Allerdings beschränken sich die Aktivitäten zum größten Teil auf das Betrachten architektonischer wie ebenso von der Natur entworfener Werke kleineren und größeren Ausmaßes. Das kann durchaus seine Reize haben und ein bisschen der Suche nach „Lost places“ ähneln, wobei die Orte nicht wirklich verloren sind, sondern lediglich im sonstigen Getriebe der Großstadt wenig Beachtung finden. So wie zum Beispiel der
Der rote Backsteinturm ragt 55 m in die Höhe und wurde im Jahr 1897 zu Ehren von Wilhelm I errichtet, der von 1861 bis 1871 König von Preußen sowie Deutscher Kaiser war. Zu Ostern 2011 wurde der Turm, frisch renoviert, nach längerer Sperrung wieder eröffnet und bietet mit seiner Aussichtsplattform auf 36 m Höhe einen wunderbaren Ausblick auf die Flusslandschaft der Havel und das umliegende Waldgebiet. Am Horizont grüßt Berlin-Mitte mit seinen Wahrzeichen aus Stahl und Beton.
Von 1966 bis 1983 wurde im Berliner Grunewald Sand im großen Stil abgebaut. Rund 3,5 Millionen Kubikmeter Feinsand, den die Gletscher der letzten Eiszeit hier in der Teltowplatte ablagerten, floss vom Grunewald in die Baustellen Berlins, meist vermischt mit Zement und Kies zu Beton und Putz. Nachdem der Abbau nicht mehr gelohnt hatte, entstand erstmal eine riesige Brachfläche, die immer noch viel Sand beinhaltete. Im Jahr 1992 wurde daraus ein 13 Hektar großes Naturschutzgebiet. Ein Paradies für Vögel, Insekten und Amphibien, denn neben reichlich Sand finden sich ebenso kleinere und größere Gewässer, an und in denen über 300 Arten von Farnen und Blütenpflanzen siedeln.
Heute ist der Berliner Ostbahnhof in Friedrichshain ein modernes, lichtdurchflutetes Gebäude, das in „normalen“ Zeiten von über 100.000 Menschen täglich frequentiert wird. Dabei besitzt der Berliner Ostbahnhof eine sehr wechselvolle Geschichte und seine Bezeichnung änderte sich gleich sechsmal. Die längste Zeit, von 1881 bis 1950, hieß er schlesischer Bahnhof. In diesen Zeitraum fällt auch ein wirklich grauenhaftes Kapitel Berliner Geschichte. Ganz in der Nähe des Bahnhofs lebte von 1913 bis 1921 Carl Großmann, der vermutlich über 100 Frauen tötete und damit den unrühmlichen Titel des größten deutschen Massenmörders hält. Viele Leichenteile fanden sich damals in den Kanälen Engelbecken und Luisenstädtischer Kanal. Mit diesem Wissen im Hinterkopf bekommt ein Spaziergang rund um den Berliner Ostbahnhof eine makabre, aber auch interessante Note, denn dass moderne Friedrichshain war lange Zeit die Schmuddelecke Berlins.
In der Rosenthaler Straße 39 findet sich wiederum ein Ort der Hoffnung. Das kleine Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt erzählt die Geschichte von Juden, die während der Naziherrschaft von Freunden in Berlin versteckt wurden. Leider ist auch dieses Museum während des Lockdowns geschlossen und kann nicht besucht werden, aber es lohnt sich, den Besuch beispielsweise für Dezember auf der Agenda zu behalten.
November 2020
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