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Eine Insel der Zeit, das scheint die Lohmühleninsel mitten in Alt-Treptow zu sein. Zumindest der Zeit von 1845 bis zum Mauerfall. In Zeiten der Pandemie ein schöner und interessanter Ort für einen Spaziergang.
Das die erste Tankstelle Berlins auf einer Insel errichtet wurde, lässt sich vielleicht damit erklären, das sich die Berliner auch noch in den Jahren 1928/29 nach der Pferdekutsche zurücksehnten, anders ist der Standort eigentlich nicht so recht zu verstehen. Wie auch immer, die erste Berliner Tankstelle findet sich auf der Lohmühleninsel und die gibt es auch erst seit 1845, als von der Spree der Landwehrkanal abgezweigt wurde und dieser zugleich einen Flutgraben erhielt. Die Lohmühleninsel besitzt so ein Ufer zur Spree sowie ein Ufer zum Landwehrkanal und eben zum Flutgraben, der vorher ein Floßgraben war, ganz ohne Landwehrkanal. An diesem Floßgraben standen bis ins Jahr 1803 drei Lohmühlen, die Rinde zu Borkenmehl verarbeiteten, das in der Ledergerbung verwendet wird. Die Mühlen sind längst weg, der Name blieb, die Lohmühleninsel.
Rund 600 m ist sie lang und etwa 100 m breit und von 1961 bis 1989 war sie Teil der innerdeutschen Grenze, was die ganze Insel praktisch für die gesamte Zeit des real bestehenden Sozialismus in einen Dornröschenschlaf versetzte. Für Nostalgiker besitzt dies den Vorteil, dass hier das Berlin des 19. und des 20. Jahrhundert zu finden ist, inklusive Grenzwachturm der DDR-Grenztruppen.
Noch aus dem 19. Jahrhundert stammt das letzte Berliner Akzisehaus. Ein Steuerhaus, aber nicht etwa mit Steuerrad, sondern mit Finanzbeamten, die zu Zeiten des Kaiserreichs hier Steuern einzogen. Heute ist in dem roten Ziegelbau ein Club und Wohnungen untergebracht. Früher, bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts stand hier auch noch das Schlesische Tor, eines von 8 Toren zum Zweck der Zollerhebung, von denen aber nur das Brandenburger und das Potsdamer Tor übrig blieben. So wie die Tankstelle und das Akzisehaus unter Denkmalschutz stehen, tun dies auch drei der vier Brücken oder Stege, die zu der Insel führen. Witzigerweise gehört die Lohmühlenbrücke nicht dazu, die liegt gut einen Kilometer entfernt in Neuköln. Während der nördliche Teil der Insel mit dem Spreeufer eine recht dichte Bebauung aufweist, ist der südliche Teil der Insel ganz der sportlichen Entspannung gewidmet. Ein schöner Park, Radfahrwege und Spielplätze laden zur Fitness oder zum gemütlichen Schlendern ein. Erreichbar ist die Insel per Auto über die Puschkinallee, mit der U1 oder U3 bis Haltestelle Schlesisches Tor oder mit den Buslinien 165 / 265 / N60 und N65, die direkt auf der Insel halten. Radfahrern wie Fußgängern empfiehlt sich eine Tour durch den Görlitzer Park und von dort über den Landwehrkanal und die Lohmühlenstraße auf die Lohmühleninsel. Jede Menge frische Luft und viel Platz, um Abstand zu wahren, wobei gerade der Görlitzer Park viel Spaß für Kinder bietet, aber auch eine große Freifläche für Hunde, damit die auch mal ohne Leine toben dürfen.
November 2020
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