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Als im Jahr 1930 das Kathreiner-Haus mit seinen zwölf Stockwerken errichtet wurde, war es für die Hauptstadt ein Vorreiter des modernen Stahl-Skelettbaus, das trotzdem Elemente des Jugendstils, aber vor allem des Bauhauses in sich vereinte.
Hinter dem Namen Kathreiner stand in der Zeit, als das Hochhaus an der Potsdamer Straße errichtet wurde, der größte Kolonialwarenhändler Deutschlands, die Kathreiners Malzkaffee-Fabriken GmbH. Doch zu dieser Zeit war Malzkaffee schon längst nicht mehr das wichtigste Handels-Produkt des schon 1829 in München gegründeten Unternehmens. Das Kathreiner-Haus war als Berliner Repräsentanz der Münchner Firma gedacht. Das Hochhaus besitzt wie seine Umgebung eine durchaus lebhafte Vergangenheit.
Nur der romantisch angelegte Heinrich-von-Kleist-Park trennt das Kathreiner-Haus vom Berliner Kammergericht, das in den kommenden Jahren nach 1930 zum Schauplatz des Nazirichters Freisler wurde, der hier reihenweise Todesurteile fällte und die Naziideologie rechtfertigte. Nach dem Krieg hatte der alliierte Kontrollrat im Kammergericht seinen Sitz, in dem auch das Vier-Mächte-Abkommen von 1971 unterzeichnet wurde. Erst 1997 wurde das Kammergericht am Kleistpark wieder zum funktionalen Kammergericht Berlins. Im gegenüberliegenden Kathreiner-Haus hatte sich ebenfalls viel getan. Die Funktion als Verwaltungsgebäude des Münchner Unternehmens wurde bereits vor oder während des zweiten Weltkriegs aufgegeben und das Hochhaus ging in den Besitz der Stadt Berlin über. Zunächst nutzte die Berliner Verkehrsgesellschaft das Gebäude, später war in den oberen Stockwerken der Berliner Verfassungsschutz angesiedelt. Seit rund zehn Jahren steht das Gebäude mit seinen zwei Flügeln leer.
Die Zeit des Dornröschenschlafes ist für das Kathreiner-Haus bald vorbei. Der Berliner Senat bewilligte bereits 50 Millionen Euro für den Umbau und die Renovierung, die 2023 beginnen soll. Nach der geplanten zweijährigen Bauphase zieht hier das Berliner Verwaltungsgericht ein.
Es bleibt zu hoffen, das bei der Renovierung die ursprüngliche Substanz so weit wie möglich erhalten bleibt. Auch wenn die äußere Fassade optisch nicht viel hergibt, so zeigen sich im Inneren verschiedene Details eines Bauhandwerks, das längst unter Normen und vorgefertigten Bauteilen begraben ist. Damals, 1930, wurde noch anders gebaut, ob nun mit oder ohne Stahlskelett. Der Steinboden wie auch Holzverkleidungen an den Wänden des Eingangsbereichs zeugen von Handwerkern, die noch mit Handhobel und Maurerhammer umzugehen wussten. Aber auch die Technik überzeugt selbst noch nach 90 Jahren. Die damals im Kathreiner-Haus eingebauten Fahrstühle sind noch heute in Betrieb. Sie sind zwar nicht annähernd so schnell wie etwa die Lifte im Alex, aber sie kommen seit 9 Jahrzehnten zuverlässig an ihr Ziel. Ganz oben bietet sich dann ein schöner Rundblick, denn hier in Schöneberg ist das Kathreiner-Haus auch heute noch das höchste Gebäude der Umgebung, einige Kilometer von den Glastürmen in Berlin-Mitte entfernt.
Aktuell, im Dezember 2020, ist das Kathreiner-Haus nicht zugänglich und wird es vermutlich auch bis mindestens 2025 nicht sein. Trotzdem lohnt sich ein Besuch, um zum Beispiel im Kleist-Park zu wandeln, der immerhin auf über 340 Jahre eigene Historie verweisen kann, die noch weit abenteuerlicher ist als die des Kathrein-Hauses, aber das ist eine andere Geschichte.
Dezember 2020
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