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Berlin ist ein Dorf oder besser, Berlin sind viele kleine Dörfer, von Berlin-Mitte mal abgesehen. Die Altstadt von Spandau sticht hierbei durch den Umstand heraus, das sie eigentlich eine Insel ist. Östlich von der Havel begrenzt, umschließt sie der aus dem Fluss abgeleitete Mühlengraben. Vielleicht ein Grund, warum die Breite Straße in der Spandauer Altstadt eine durchaus sorgfältig gepflegte Historie besitzt, ohne die Moderne auszusperren.
Irgendwann im 15. Jahrhundert. Die Stadt Berlin beschränkt sich noch auf die beiden Stadtteile Berlin, ein Teil des heutigen Berlin-Mitte, und das südlich der Spree gelegene Cölln, damals beide selbständige Residenzstädte, deren Einwohnerzahl zusammen noch nicht einmal die Hunderttausend überschreitet. Alles darum herum ist Wald und Ackerland. Auch Spandau ist ein Dorf, gut 10 Kilometer durch Wälder und Wiesen von Berlin und Cölln entfernt. Aber Spandau liegt verkehrsgünstig an der Havel, die sich mit ihren Nebenarmen und Seen weit in den Westen Brandenburgs erstreckt, gleichzeitig aber auch über die hier abgehende Spree bis in das Herz des damaligen Berlins führt. So wird Spandau zum Warenumschlagplatz und ein Kaufmann errichtet das erste Steinhaus in dem Dorf voller Holzhäuser.
Heute, über 600 Jahre später, steht der Kernbereich dieses Hauses immer noch und wird aufgrund seines Baustils das gotische Haus genannt. Es trägt die Hausnummer 32 in der Breite Straße und es ist das älteste Wohnhaus Berlins. Doch es ist nicht das älteste Bauwerk in der Breite Straße in Berlin-Spandau. Bei Modernisierungsarbeiten wurde ein Brunnen entdeckt, der sogar auf das 14. Jahrhundert datiert und bis 1930 genutzt wurde.
Der größte Teil der Breite Straße in der Spandauer Altstadt ist heute als Fußgängerzone ausgewiesen und beherbergt eine Mischung aus modernen, nach dem WK2 errichteten Gebäuden und Häusern aus der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende. Auf gut einem Kilometer Länge lässt es sich herrlich bummeln, wobei es als sehr angenehm empfunden wird, das sich die Geschäfte nicht auf die üblichen Verdächtigen aus Filialen großer Ketten zusammensetzen, wie sonst üblich in Einkaufsstraßen von Großstädten, sondern durchaus viele kleine Läden zu finden sind. Ein Juwelier kann sogar auf über 130 Jahre in der Breite Straße zurückblicken.
Die Breite Straße in Spandau hat sich einen kleinstädtischen Charakter bewahrt, zu dem natürlich die alten Häuser aus Kaiser Wilhelms Zeiten ihren Teil beitragen, aber auch ein durchdachtes Konzept bei der Modernisierung der Straße, die schon 1965 von einer viel befahrenen Durchgangsstraße in eine Fußgängerzone umgewandelt wurde. Ihren Namen bekam die Breite Straße bereits im Jahr 1701 und sie behielt ihn bis heute, was in Berlin fast schon ein kleines Wunder ist, denn nichts lieben Berliner Regierende mehr, als umzubauen und umzubenennen, was der Kunstkritiker Karl Scheffler schon 1910 mit dem Satz beschrieb: „dazu verdammt, immerfort zu werden und niemals zu sein“.
In der Breite Straße hält sich das in Grenzen und noch ein Aspekt trägt dazu bei, der es wert ist, die Altstadt Spandaus mit einem Besuch zu beehren. Nur zwei Straßen westlich der Breite Straße, etwa 100 m entfernt, findet sich eine schön gestaltete Parkanlage direkt am Havelufer mit Bäumen, Spielplätzen und Wiesen sowie mit direktem Blick auf die Spreemündung.
Die U7 wie auch die Busse N7 und X33 halten direkt an der Breite Straße. Ein größerer Parkplatz befindet sich am nördlichen Ende des Lindenufers, zwei Querstraßen von der Breite Straße entfernt.
Januar 2021
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